St. Ingbert: Wenn Demenz greifbar wird

Wie aus Wolken Spiegelereier werden zeigt Dr. Jörg Eberling eindrücklich bei seinem Vortrag zur gleichnamigen Ausstellung mit Werken des an Alzheimer erkrankten Künstlers Carolus Horn. (Quelle: Malteser St. Ingbert)

Was geht in einem Menschen vor, der an Demenz leidet? Wie erkenne ich als Angehöriger erste demenzielle Veränderungen? Und wo finde ich dann Hilfe? – Diese und viele weitere Fragestellungen wurden beim Vortragsabend der Malteser und des Kreiskrankenhaus St. Ingbert anlässlich der Ausstellung „Wie aus Wolken Spiegeleier werden“ besprochen. 

Kurator Dr. Jörg Eberling führte durch ausgewählte Stücke der Ausstellung, die Werke des bekannten Werbegrafikers Carolus Horn zeigen. Dieser erkrankte mit 60 Jahren an Alzheimer, hörte jedoch bis zu seinem Tod nicht auf zu zeichnen. Somit gibt die Ausstellung tiefe und emotionale Einblicke in die Welt demenziell veränderter Menschen. Der Künstler, den man einst „Großmeister der Dreidimensoionalität“ nannte und der für die Werbekampagnen der namhaftesten Firmen verantwortlich war, musste sich am Ende von seiner Frau Konturen vorzeichnen lassen, die er in kindhaften Zügen ausmalte.

„Demenz nimmt den Betroffenen Stück für Stück ihre Fähigkeiten, aber man darf nicht vergessen, dass gerade in den ersten Phasen auch noch sehr viel Potenzial da ist“, erläutert Dr. Jörg Eberling in seinem Vortrag. „Es ist wichtig, im Umgang mit demenziell veränderten Menschen einen Fokus auf die Reserven zu legen, statt nur auf die Defizite zu schauen.“

Diesen Ratschlag gibt er insbesondere Angehörigen an die Hand, für die die Veränderung und Pflege der eigenen Mutter, des Großvaters oder Onkels eine große Herausforderung darstellen.  Unterstützung bieten die Malteser in St. Ingbert mit verschiedenen Angeboten von der Gruppenbetreuung im Café Malta, über Einzelbetreuung zu Hause bis hin zum Projekt „Klinikbegleiter“ für demenziell veränderte Patienten in Kooperation mit dem Kreiskrankenhaus. Ehrenamtliche, gut ausgebildete Demenzbegleiter kümmern sich stundenweise um die Betroffenen und schenken den Angehörogen etwas Zeit für sich.

„Oft werden erste Anzeichen demenzieller Veränderungen in der eigenen Familie verdrängt oder als Schusseligkeit abgetan. Damit geht wertvolle Zeit verloren“, sagt Sabine Kayser, Leiterin der Malteser Demenzhilfe in St. Ingbert. „Schauen Sie nicht weg und nehmen Sie frühzeitig Hilfe an, wir sind gerne für Sie da.“

Im Rahmen des Welt-Alzheimer-Tages ruft der Malteser Hilfsdienst aktuell zu einer Unterstützung der ehrenamtlichen Demenzhilfe auf. Diese benötigt finanzielle Unterstützung für die Ausbildung der Ehrenamtlichen sowie Material- und Fahrtkosten. Auf www.malteser-st-ingbert.de kann unkompliziert gespendet werden.

Weitere Informationen:    

Malteser Hilfsdienst e.V.
Sabine Kayser, Leitung Demenzdienste St. Ingbert
Mail: sabine.kayser@malteser.org
Tel. 0175-9329558